Es gibt viele Möglichkeiten unseren Gemüsepflanzen auf den Weg zu helfen. Viele sähen wir direkt ins Beet und nicht wenige ziehen wir vor. Bei manchen lohnt sich die Aussaat früh im Jahr, denn sonst ist ihr Ertrag eher bescheiden. Doch im Januar, Februar und auch im März fehlt es uns an der nötigen Menge an Sonnenlicht – eine der wichtigsten Voraussetzungen für gesunde Pflanzen. Wie wir uns die Sonne trotzdem ins Haus holen, zeigen wir euch hier.
Die Voranzucht so früh im Jahr lohnt sich bei Weitem nicht bei jeder Pflanze, denn die Beleuchtung kostet Geld und ist auch mit zusätzlichem Pflegeaufwand verbunden. Der Aufwand steigt exponentiell zur Größe der Pflanzen. Damit kommt eine Zucchini oder ein Kürbis nicht vor April in die Aussaatschalen und dann genügt definitiv ein Südfester oder sogar auch das Gewächshaus. Die Voranzucht ist dann sinnvoll, wenn die Pflanzen frostempfindlich sind und gleichzeitig eine lange Zeit brauchen um richtig loszulegen. Deswegen findet sie bei uns für folgende Pflanzen statt:
Optional ziehen wir auch weitere Pflanzen vor, wenn wir uns eine frühe Ernte im Gewächshaus, oder das Ernteergebnis verbessern wollen:
Die Aussaat beginnt nicht unmittelbar mit Kunstlicht. Zunächst müssen wir die richtigen Bedingungen für die Saat-Keimung schaffen. Das setzt gerade bei unseren südlichen, sonnenliebenden Kandidaten eine warme und feuchte Umgebung voraus. Wie die Keimung gut funktioniert, haben wir in diesem Artikel beschrieben. Zur Aussaat nutzen wir teilweise mit Erde gefüllte Gefäße unter Beachtung der jeweils erforderlichen Saattiefe. Etwas einfacher zu kontrollieren ist es die Samen auf ein Krepppapier zu legen und dann mit einer dünnen Schicht zu bedecken. Dann sehen wir schneller, ob sich die ersten kleinen Wurzelansätze zeigen. Auch ist es sehr platzsparend, denn ihr müsst die Samen erst später in die Pflanzgefäße setzen.
Viele Pflanzensamen werden erst unter der optimalen Keimtemperatur richtig wach. Bei wärmeliebenden Pflanzen wie beispielsweise Tomaten und Chili kann das bis zu 25 Grad bedeuten. Viele Zwiebel-, Salat- und Kohlgewächse sind eher mit 15 Grad zufrieden. Die Saatguttütchen geben euch über die Keimtemperatur Auskunft. Trennt hiernach auch eure Aussaatgefäße. Brauchen die Samen das Extra an notwendiger Wärme, können wir mit einer Wärmematte arbeiten, die wir unter unser Pflanzgefäß stellen. Um sich an das Thema erstmal heranzutasten, könnt ihr das Gefäß auch auf eine Heizung mit mittlerer Wärme stellen.
Die Feuchtigkeit halten wir durch eine Abdeckung auf dem Pflanzgefäß. Dafür gibt es extra Mini-Gewächshäuser. Ihr könnt jedoch auch einfach eine Plastikfolie über das Pflanzgefäß spannen, es in einen Gefrierbeutel wickeln, oder eine durchsichtige Aufbewahrungsbox füllen. Achtet darauf, dass die Samen für längere Zeit gleichmäßig feucht und warm bleiben. Die jeweils erforderlichen Temperaturen und die Keimzeit findet ihr meistens auf dem Saatguttütchen. Einmal am Tag wird gelüftet, um Schimmelbildung zu verhindern.
Sobald eure Pflänzchen die ersten grünen Blätter aus der Erde spitzen oder sich die Ansätze der Wurzeln zeigen, könnt ihr die Temperatur reduzieren, denn wir brauchen ein gutes Gleichgewicht an Temperatur und Licht. Je wärmer es ist desto höher sind auch der Licht- und Nährstoffbedarf.
Sind die Pflänzchen gekeimt, brauchen sie Licht um sich fortzuentwickeln. Die Auswahl an Kunstlicht ist unübersichtlich vielfältig. Wichtig ist das richtige Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen zu finden. Es gibt sehr leistungsstarke Lampen, die aber entweder viel kosten, oder übermäßig Energie verbrauchen. Wir haben uns für eine mittelpreisige LED-Lampe entschieden, die eine Fläche von ungefähr einem Quadratmeter beleuchtet. Guckt euch die technischen Beschreibungen der Lampen an und achtet vor allem auf die erforderliche Wattzahl und auch darf wieviel Leistung (Lux) die Lampe hat. Ab 1.000 Lux gedeihen die Jungpflanzen recht gut. Auch mit dem richtigen Abstand zu den Jungpflanzen könnt ihr einiges regulieren und verbessern. Dort geben die technischen Beschreibungen der Lampen wichtige Hinweise.
Im Hinblick auf die Dauer empfehlen wir einen Licht-Zeitraum zwischen 14 und 16 Stunden. Damit erreicht ihr ein gutes Verhältnis zwischen Ruhe- und Lichtphasen, sodass die Pflänzchen sich prächtig entwickeln. Das Darandenken nimmt uns eine einfache Zeitschaltuhr aus dem Baumarkt ab. Wenn im März die Tage länger und die Pflänzchen größer werden, kann es sich auch anbieten den Zeitraum etwas zu verringern und auch die guten Lichtausbeute auf einer sonnigen Fensterbank mitzunutzen. Dann leuchten die Lampen beispielsweise von 6-8 Uhr und dann nochmal von 16-20 Uhr; den Rest erledigt das Tageslicht.
Wie eingangs erwähnt, ist mit Jungpflanzen, die ihr früh im Haus mit Kunstlicht vorzieht ein gesteigerter Pflegeaufwand verbunden. Deswegen achten wir auf bestimmte Aspekte.
Düngergaben sind wichtig, wenn die Pflänzchen längere Zeit in recht kleinen Containern wachsen. Irgendwann haben sie den Container durchwurzelt und das Nährstoffangebot ausgeschöpft. Fehlende Nähstoffe erkennt ihr gut an heller werdenden Blättern. Ihr könnt jedoch auch vorsorglich Dünger zu führen. Nach einem Monat Standzeit düngen wir einmal pro Woche, nutzen hierbei jedoch nur die Hälfte der vorgeschriebenen Menge.
Bei langen Standzeiten von mehr als zwei Monaten und kleinen Anzuchtschalen kann es sich anbieten die Jungpflanzen auch in größere Container umzusetzen. Auch das macht ihr am besten an dem Wachstum der Pflanzen fest.
Achtet auch auf die richtigen Temperaturen. Viele unserer wärmebedürftigen Pflanzen sterben zwar erst bei Minus-Temperaturen, sie leiden jedoch häufig schon bei 10-14 Grad. Nach unserer Erfahrung haben sich Temperaturen von 17 Grad und maximal 19 Grad bewährt. So wachsen die Pflanzen maßvoll und zugleich kräftig, damit sie erst beim Auspflanzen richtig loslegen. Ziehen wir Pflanzen mit unterschiedlichen Temperaturansprüchen groß, kann es anbieten hier auch nochmal zu differenzieren. Lässt es sich einrichten, stellen wir unsere wärmebedürftigen Kandidatinnen und Kandidaten beispielsweise in einem Regal eher hoch, denn Wärme steigt nach oben. Diejenigen mit weniger Wärmebedürfnis bekommen eher die unteren Plätze. Auch ziehen diese schon viel früher in unser Gewächshaus und bleiben, sofern es nicht friert, dort eingemummelt in ein Fließ auch über Nacht. Damit können wir für diese Pflänzchen schon ab Ende Februar/Anfang März auf Kunstlicht verzichten und haben mehr Platz für die empfindlicheren Pflänzchen.
Ebenfalls steigt bei einer langen Zeit drinnen der Schädlingsdruck. Besonders lästig und auch häufig sich Trauermücken. Ihre Larven knabbern die zarten Wurzeln an und schädigen damit die Pflänzchen. Deswegen bietet es sich an die Aussaaterde zuvor im Backofen auf 100 Grad für 10 Minuten zu dämpfen. Auch kontrollieren wir unsere Zimmerpflanzen regelmäßig auf einen Befall. Wir nutzen dafür gerne Gelbtafeln. An denen bleiben die Tiere regelmäßig haften und ihr bekommt damit einen Überblick des Schädlingsdrucks. Auch könnt ihr es den Trauermücken möglichst ungemütlich machen. Sie setzen ihre Eier gerne in feuchte Erde. Deswegen gießen wir sparsam, von unten und nicht von oben. Wenn ihr schon Trauermücken seht, kann es sich auch anbieten eine dünne Schicht Sand auf die Erdschicht zu geben, die sie am Eierlegen hindert.
Bei sehr großflächigem Befall lohnt es sich einmal in Nützlinge, speziell Nematoden, zu investieren, um das Problem an der Wurzel zu greifen und auch die Eier vernichtet zu bekommen. Mit der Lösung gießt ihr dann alle Pflanzen, auch dort wo ihr keinen Befall seht und geht damit das Problem umfassend an.
Selten haben wir auch Blattläuse an den Jungpflanzen. Diese bahnen sich bei milderen Temperaturen gerne von außen einen Weg zu euch. Blattläuse entfernen wir am besten manuell indem wir sie abstreifen oder abspülen. Zusätzlich bespritzen wir die Pflanzen mit einer stark verdünnten Seifenlauge, um die Pflanzen möglichst unappetitlich zu machen.
Schimmel auf der Erde ist immer erstmal ein Zeichen für zu reichliches Gießen und eine schlechte Luftversorgung. Deswegen Lüften wir einmal am Tag den Anzuchtraum bei weit geöffnetem Fenster für 10 Minuten. Auch hier achten wir auf sparsame Wassergaben. Die Erde um die Pflanzen kann auf dem ersten Zentimeter gerne austrockenen, bevor wir wieder zu gießen beginnen. Sie sehen zwar zart aus, aber unsere Jungpflanzen können einiges ab.
Woran erkennen wir nun, dass unsere Aussaat erfolgreich war? Checkt regelmäßig eure Pflänzchen und werft einmal am Tag einen Blick drauf. Damit könnt ihr ernsthaften Problemen vorbeugen.
Ihr seid auf dem richtigen Weg, wenn…
Wann müssen wir nachbessern?
Nach ein, zwei Tagen müsste sich eine Besserung bei den Pflanzen einstellen.
Weitere Tipps zu Voranzucht und wie ihr eure Jungpflanzen erfolgreich auspflanzt, haben wir euch in diesem Artikel beschrieben. Am Ende ist die Voranzucht unter Kunstlicht nicht schwer und bei vielen Pflanzen den Aufwand sicher wert.