Neue Gemüsepflänzchen finden auf unterschiedliche Art und Weise den Weg ins Beet. Eine Möglichkeit, die wir gerne nutzen ist hierbei die Voranzucht von Jungpflanzen. Dazu werden die Gemüsesamen nicht direkt ins Beet gesäht sondern in kleine Töpfchen oder Schalen. Dort gehen die Samen auf und die Jungpflanzen verbleiben für einige Zeit in den Anzuchtschalen, bevor sie dann ins Beet gesetzt werden. Warum, wann und wie wir unser Gemüse vorziehen, wollen wir im Folgenden näher erläutern.
Doch die Voranzucht hat auch ihre Nachteile, die es individuell zu überdenken gilt:
Grundsätzlich können nahezu alle Gemüsepflanzen vorgezogen werden. Hier ist es aus unserer Sicht eine Frage der jeweiligen Situation, sodass wir uns jeweils fragen, ob die Fläche im Beet belegt ist und ob das Voranziehen hier einen Wachstumsvorteil bringt, der uns mehr Erträge liefern kann.
Einige Gemüse hingegen ziehen wir immer vor, dass ohne eine Voranzucht wären sie überhaupt nicht weit genug entwickelt, um bei unserer heimischen Vegetation eine nennenswerte Ernte abzuwerfen. Das gilt vor allem für die wärmeliebenden Kulturen, die erst ab Mitte Mai raus ins Beet dürfen; so Tomaten, Paprika, Chili, Gurken, Bohnen, Auberginen, Kürbisse, Süßkartoffeln und viele mehr. Hier hat sich die Voranzucht grundsätzlich etabliert und wird von den meisten Gärtnerinnen und Gärtnern verfolgt.
Für andere Gemüsepflanzen wäre eine Voranzucht hingegen schlicht kontraproduktiv. Das ist bei den Kulturen der Fall, die ein so empfindliches Wurzelwerk haben, dass ihnen sowohl die Enge der Anzuchtschale, als auch ein Umsetzen ins Beet ihrem Wachstum hinderlich sind. Hierzu gehören primär Wurzelgemüse wie Pastinaken, Möhren und auch Schwarzwurzeln.
Auch wenn es uns schon früh im Jahr in den Fingern kribbelt beginnen wir erst Mitte/Ende Februar mit der Voranzucht. Und auch diese beschränken wir auf diejenigen Gemüse, die aufgrund ihrer langen Kulturdauer einen wirklichen Wachwtumsvorsprung benötigen; das gilt insbesondere für Paprika, Chilli, Auberginen, Salat, Physalis, Sellerie, Lauch und Zwiebeln. Soweit es geht, warten wir mit weiteren Kulturen, denn aus unserer Sicht ist es den Aufwand vorher meist nicht wert. Was es nämlich zu bedenken gilt ist, dass die Voranzucht ordentlich Platz verbrauchen kann. Ebenso steht uns so früh im Jahr selten genügend Licht zur Verfügung, was wir nur mit größerem Aufwand ausgleichen können.
Im Baumarkt finden wir extra Aussaaterde für unsere Jungpflanzen. Diese soll den Jungpflanzen optimale Bedingungen bieten, um sich entwickeln, indem sie möglichst keimfrei und nicht zu nährstoffreich ist. Um ehrlich zu sein, haben wir hier nie einen besonderen Fokus gelegt. Stattdessen verwenden wir grundsätzlich unseren selbst hergestellten Kompost, oder auch normale Gemüseerde. Einen Unterschied haben wir bislang noch nicht festgestellt. Wichtig ist nur, dass die verwendete Erde recht fein ist und keine groben Stücke enthält. Hierbei schafft ein Sieb aus dem Buddelzeug unserer Töchter Abhilfen.
Licht ist eine absolut wesentliche Komponente der Jungpflanzenanzucht. Denn steht den Pflanzen nicht ausreichend Licht zur Verfügung, neigen sie zum Vergeilen; das heißt, dass sie auf ihrer Suche nach Sonnenlicht länglich, dünn und blass geraten. Aus diesem Grund achten wir darauf, dass die Pflanzen, die wir drinnen vorziehen, möglichst an einem Südfenster platzieren. Steht uns drinnen nicht genug Licht zur Verfügung, kann sich auch die Verwendung von LED-Pflanzenlampen anbieten. Um hier Ressourcen zu sparen, können die weniger empfindlichen Pflanzen sobald wie möglich nach draußen bzw. ins Gewächshaus gestellt werden.
Zur Aussaat nutzen wir teilweise mit Erde gefüllte Gefäße unter Beachtung der jeweils erforderlichen Saattiefe. Etwas einfacher zu kontrollieren ist es die Samen auf ein Krepppapier zu legen und dann mit einer dünnen Schicht zu bedecken. Dann sehen wir schneller, ob sich die ersten kleinen Wurzelansätze zeigen. Auch ist es sehr platzsparend, denn ihr müsst die Samen erst später in die Pflanzgefäße setzen.
Viele Pflanzensamen werden erst unter der optimalen Keimtemperatur richtig wach. Bei wärmeliebenden Pflanzen wie beispielsweise Tomaten und Chili kann das bis zu 25 Grad bedeuten. Zwiebel-, Salat- und Kohlgewächse sind eher mit 15 Grad zufrieden. Die Saatguttütchen geben euch über die Keimtemperatur Auskunft. Trennt hiernach auch eure Aussaatgefäße. Brauchen die Samen das Extra an notwendiger Wärme, können wir mit einer Wärmematte arbeiten, die wir unter unser Pflanzgefäß stellen. Um sich an das Thema erstmal heranzutasten, könnt ihr das Gefäß auch auf eine Heizung mit mittlerer Wärme stellen.
Die Feuchtigkeit halten wir durch eine Abdeckung auf dem Pflanzgefäß. Dafür gibt es extra Mini-Gewächshäuser. Ihr könnt jedoch auch einfach eine Plastikfolie über das Pflanzgefäß spannen, es in einen Gefrierbeutel wickeln, oder eine durchsichtige Aufbewahrungsbox füllen. Achtet darauf, dass die Samen für längere Zeit gleichmäßig feucht und warm bleiben. Die jeweils erforderlichen Temperaturen und die Keimzeit findet ihr meistens auf dem Saatguttütchen. Einmal am Tag wird gelüftet, um Schimmelbildung zu verhindern.
Sobald eure Pflänzchen die ersten grünen Blätter aus der Erde spitzen oder sich die Ansätze der Wurzeln zeigen, könnt ihr die Temperatur reduzieren, denn wir brauchen ein gutes Gleichgewicht an Temperatur und Licht. Je wärmer es ist desto höher sind auch der Licht- und Nährstoffbedarf.
Jungpflanzen können in Anzuchtplatten einzeln gesäht werden. Das hat den Vorteil, dass sie bis zum dem Zeitpunkt an dem sie ins Beet kommen nicht mehr umgetopft werden müssen, denn sie haben von Anfang an ausreichend Platz, um an Ort und Stelle vorerst stehenbleiben zu können.
Da diese Methode jedoch recht platzintensiv sein kann, kann es sich anbieten viele Samen einer Kultur in einer Aussatschale zu sähen und später in einzelne Töpfe zu pikieren. Zum Pikieren werden die Jungpflanzen mit einem Stäbchen vorsichtig an den Wurzeln gelockert und dann an den Keimblättern (!) aus der Erde gezogen. Dann werden sie entweder ins Beet oder aber in größere Töpfchen gepflanzt. Dabei setzen wir die Pflänzchen grundsätzlich so tief ein, dass nur die Keimblätter herausschauen, sodass die Jungpflanzen schön kompakt und kräftig wachsen. Zu beachten ist, dass nicht alle Pflanzen es vertragen pikiert zu werden. Besonders Kürbisgewächse haben ein so empfindliches Wurzelsystem, dass sie gleich ihr eigenes Töpfchen bekommen.
Bei manchen Kulturen kann sich auch das sogenannte Multisowing, also eine Mehrfachaussaat anbieten. Dabei ist es möglich insbesondere Radischen, Lauch, Rote Beete, Zwiebeln, Erbsen, Pastinaken, Mangold, Salat oder Spinat mit 4 bis 6 Saatkörnern zusammen auszusähen und in dieser kleinen Gemeinschaft zu belassen. Auch beim Umsetzen ins Beet bleiben die Jungpflanzen zusammen und gedeihen dort ganz ausgezeichnet.
War es eben noch im Kopf, haben wir im nächsten Moment schon wieder vergessen, was wir dort gestern in unsere Aussaatschalen gepflanzt haben. Deswegen sollten unsere Schalen und Töpfchen am besten sofort beschriftet werden. Hierfür können alte Joghurtbecher, Keramik oder Tonscherben upgecycelt werden. Wir verwenden Eisstiele aus Holz, die wir mit Bleistift beschriften. Bitte nehmt keinen Kugelschreiber, weil der abgewaschen werden kann, wenn er mit Wasser in Berührung kommt.
Je nachdem wie lange die Pflänzchen in ihren Töpfen stehen, bedürfen sie mal mehr oder weniger Pflege. Empfehleswert ist es aus unserer Sicht, dass die Pflanzen grundsätzlich von unten angegossen werden, sodass sie ein gutes Wurzelwerk ausbilden können. Um Schimmel vorzubeugen, sollte hier ein kleiner Finger in der Erde Auskunft darüber beben, ob es wirklich schon wieder eines Schluck Wassers bedarf. Werden die Blättchen der Pflanzen blass, dann kann dies ein Hinweis auf zu wenig Licht oder aber Nährstoffe sein. Hier sollte dann gegebenenfalls mit einem besseren Platz und verdünntem Flüssigdünger nachgeholfen werden.
Bevor unsere liebevoll gehegten Pflänzchen dann ins Beet gesetzt werden können, müssen sie ausreichend an die Außenwelt gewöhnt werden. Wind, Sonneneinstrahlung und wechselnde Temperaturen können den kleinen Setzlingen nämlich ordentlich zusetzten. Deswegen stellen wir unsere Pflänzchen zu Anfang für einige warme Stunden in den Schatten und später schrittweise in die Sonne. Abends holen wir sie dann wieder ins Haus oder zumindest Gewächshaus. Erst nach ein bis zwei Woche bekommen sie dann ihren endgültigen Platz im Beet.
Für uns ist das Vorziehen insgesamt eine tolle Sache, die mit einer guten Planung und zu super Resultaten führt. Damit es auch bei euch klappt, haben wir unsere Tipps in einer Liste zusammengefasst.