Unser erster Honig

Erfolgreiche Honigernte in vier Schritten

Der erste selbst geerntete Honig war für uns ein richtiges Erlebnis. Ende Mai war es soweit: über ein Jahr nachdem die Bienen in unseren Garten eingezogen sind, haben wir uns an die erste eigene Honigernte gewagt. Bei der Ernte gibt es viel zu tun: Entdeckeln, Schleudern und Kosten. Eigener Honig schmeckt und riecht einfach besonders.

Schritt 1 - Waben entnehmen und auswählen

Im Ersten Schritt geht es darum die für die Honiggewinnung richtigen Waben zu entnehmen. Entnommen werden Honigwaben, die mindestens zu 2/3 verdeckelt sind - Honigwaben sind Waben, die (nahezu) ausschließlich mit Honig gefüllt (und bereits verdeckelt sind); d.h. sie enthalten keine Brut und keinen Pollen. 

Von verdeckelten Waben sprechen wir, wenn sich darauf eine helle Wachsschicht als Deckel darauf befindet. Die Bienen verdeckeln ihre Waben, wenn der Honig reif ist; d.h. der Flüssigkeitsgehalt des Honigs ist auf maximal 21 Prozent gesunken und hat damit die richtige Konsistenz für die Honigernte. Im Zweifel lässt sich dies mit der sogenannten Spritzprobe oder einem sogenannten Refraktometer nachprüfen. Bei der Spritzprobe hälst du die Wabe so, dass der Honig theoretisch rauslaufen würde und stösst sie leicht nach unten. Spritzt nichts heraus so ist der Honig reif. Beim Refraktometer entnehmt ihr direkt Honig aus der Wabe und könnt den Flüssiggehalt direkt ermitteln bzw. ablesen.

Bei der tatsächlichen Entnahme ist generell darauf zu achten schnell und sauber zu arbeiten. Bienen riechen Honig. Sobald Bienen anderer Völker Wind davon bekommen, dass hier etwas zu holen ist, kann es dazu kommen, dass sie zurückfliegen und ihr später in der Situation seid, dass die ganzen Sammler-Bienen der umstehenden Völker versuchen an den Futtervorrat zu gelangen. Hierbei spricht man von Räuberei. Es geht also darum, der Futterkonkurrenz möglichst wenig Anreize zu geben sich dem Honigstock zu nähern. Um das zu vermeiden werden hierfür die entnommenen Waben in gut verschließbaren Box zwischenlagert. So kann ungestört weitergearbeitet werden und der Honig ist sicher geschützt.

Es gibt noch die Möglichkeit mit sogenannten Bienenfluchten zu arbeiten. Eine Bienenflucht ist ein sogenannter Zwischendeckel der es den Bienen im Honigraum ermöglicht die Beute nur noch in eine Richtung hin zu verlassen, so dass iht nach kurzer Zeit einen (fast) leeren Honigraum vorfindet und diesen ohne weitere Probleme teilweise komplett abnehmen und mitnehmen könnt.

Schritt 2 – Honig entdecklen und schleudern

IIm zweiten Schritt geht es um die Gewinnung des Honigs aus den Waben. Hierbei gibt es verschiedenes Werkzeug und Hilfsmittel, um sich diese Aufgabe zu erleichtern. Wichtig hierbei ist es, dass du Türen und Fenster geschlossen hälst, da die Bienen den Honiggeruch relativ schnell wahrnehmen und du eine ähnliche Situation wie bei einer Räuberei vorfinden könntest.

Zunächst gilt es den Honig durch das sogenannte Entdeckeln zugänglich zu machen. Dafür gibt es verschiede Hilfsmittel; so insbesondere das Entdeckelungsgeschirr bzw. die Entdeckelungsgabel für das manuelle Entfernen. Ebenfalls gibt es davon auch eine elektrische Variante in Form eines Entdeckelungsmessers. Wir haben gemerkt, dass es sich lohnt hierbei langsam zu arbeiten. Wirklich hilfreich ist dabei das Verwenden eines Wabenhalters mit einem dazugehörigen Auffangbehälter, sodass für das Entdeckeln zwei Hände frei sind. Entdeckelt wird von beiden Seiten, um vollständig an den Honig zu gelangen.

Eine gute Vorbereitung und Hygiene haben sich hierbei für uns ausgezahlt, sodass wir das Aufräumen und Reinigen zum Schluss auf ein Minimum reduzieren konnten. Wer das nicht tut wird schnell feststellen, dass Honig eine ziemlich klebrige Angelegenheit ist. Beachtet zudem, dass ihr die Materialien ausschließlich mit kalten Wasser reinigt (!). Auch wenn es mit warmen schneller geht so habt ihr hierdurch keinerlei Schmierspuren oder erlebt böse Überraschungen da sich der Honig irgendwo festsetzen könnte wo ihr später nicht rankommt. 

Im Anschluss daran wird der Honig nun (endlich) geschleudert. Dafür werden die Waben in die Schleuder eingesetzt. Wir haben uns hierfür eine Handschleuder besorgt, welche Platz für vier Waben bietet. Beim Schleudern wird empfohlen die erste Wabenseite anzuschleudern; also leicht zu drehen. Danach wird dann richtig geschleudert. Der Honig wird dabei durch die Zentrifugalkraft aus den Waben gepresst. Er prallt auf die Innenwänder der Schleuder und läuft von dort herunter. Anschließend wird dieser in einen Honigeimer geleitet und parallel mit einem Doppelsieb von alten Wabenwachs getrennt und gereinigt. Solltet ihr später noch leichte Wachsstücke im Honig erkennen, lohnt es sich ebenfalls mit einen Spitztuch oder einen sogenannten Seihtuch nachzusieben. Auf diesem Weg werden auch die letzten Wachsreste und andere Rückstände im Honig vermieden. Ob die Waben leer sind, lässt sich bereits optisch gut, spätestens am Gewicht der Waben erkennen. Ab jetzt ist der Honig bereits essbar und die ersten Honiggläser können abgefüllt werden.

Schritt 3 – Honig aufbereiten und abfüllen

Als letztes geht es darum den gewonnenen Honig gut lagerfähig zu machen und ihm eine gute Konsistenz zu verleihen. Für das optimale Ergebnis gibt es einige Tipps:

  • Bei der Frühtracht (also Ende Mai) könnt ihr die Honigeimer nach relativ kurzer Zeit bereits abfüllen. Hier lohnt es sich jedoch den Eimer für ein paar Tage stehen zu lassen und den auf der Oberfläche gebildeten Schaum abzukratzen. Der schmeckt genauso wunderbar, jedoch ist die Optik / Flüssigkeit verfälscht. Wir sammeln den Schaum in einem separaten Glas und schmieren uns diesen auf ein Stück Brot oder dem Frühstücksbrötchen: Köstlich!
  • Sollte euer Volk in der in der Nähe ein Rapsfeldes stehen oder es handelt sich um Eure Sommerernte lohnt es sich den Honig vorerst im Eimer zu behalten. Hintergrund ist, dass sich hier nach kurzer Zeit Honigkristalle bilden und der Honig „fest“ wird. Das ist per se nicht schlimm, jedoch kann dieser „krümmelig“ wirken. Möchtest du ihn cremig haben, solltest du anfangen diesen zu rühren sobald die ersten Kristalle sichtbar sind bzw. der Boden fest wird. Hierdurch werden die Kristalle durchbrochen und es bildet sich ein cremiger Honig. Dieser Prozess dauert leider ein wenig. D.h. Du musst diesen regelmäßig rühren; solange bis du mit deinem individuellen Ergebnis zufrieden bist. Anschließend kannst du ihn abfüllen.
  • Für das Rühren nutzen wir mittlerweile unsere Bohrmaschine verbunden mit einer Zeitersparnis sowie einem sich sehen lassenden Ergebnis.  Es lohnt sich mindestens einen Eimer mit „Quetschhahn“ zu besitzen. Hierdurch wird der Abfüllprozess extrem erleichtert.
  • Auch hier gilt: Hygiene spielt eine wichtige Rolle! Das gilt für das Saubermachen der Honigeimer und das benutzte Geschirr, aber auch für die Gläser die du am Besten einmal durch den Geschirrspüler schickst, bevor du diese nutzt.

Ganz praktisch verteilen sich die Arbeiten von Mai bis Anfang des nächsten Jahres. Das gute daran ist, dass ihr hier relativ flexibel und nach Bedarf agieren könnt. 

 

Schritt 4 – Waben für die nächste Saison lagern

Was machen wir eigentlich mit den leeren Waben? Nach der Honigernte hängen wir die Waben direkt wieder in das Volk, so dass die Bienen gleich wieder für die nächste Tracht vorbereitet sind und genug Raum zum eintragen haben. 

Sollte die letzte Tracht jedoch bereits vorbei sein, werden diese von den Bienen komplett gesäubert, d.h. von den Honigresten befreit und hierdurch gesäubert. Nach ca. einer Woche entnehmen wir diese dann wieder und verstauen die sauberen in einer Box, so dass wir sie im nächsten Frühjahr zum Teil als Honigwabe mit in den Honigraum geben können. Hierdurch brauchen die Bienen ihre Waben nicht erst auszubauen sondern können gleich eintragen. Das spart Zeit und (Honig-) Energie. 

Viel Spaß mit eurem ersten Honig!

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