Die Bienenhaltung im Winter

Wie wir unsere Bienen durch die kalten Jahreszeit bringen

Wenn die letzte Tracht vorbei ist und der letzte Honig im Juli abgeerntet wurde, geht es bereits Mitte/Ende Juli mit den ersten Vorbereitungen für die Einwinterung der Bienen weiter. Die einzelnen Schritte hierfür findet ihr hier.

Erster Schritt: Verkleinerung des Fluglochs

Direkt nach der letzten Honigernte (Mittel/Ende Juli) werdet ihr vermehrt Wespen oder sogar Hornissen am Stand bemerken, welche versuchen irgendwie an den Honigvorrat heranzukommen. Ebenso gibt es bereits erste Räubereien. D.h. Bienen anderer Völker versuchen in großer Anzahl in das Volk einzudringen und mit aller Gewalt die Honigvorräte deines Bienenvolkes zu plündern. Der Grund hierfür liegt in der Trachtlosigkeit, d.h. alle großen Trachten sind verblüht und es gibt keine großen Futtermengen mehr. Um dieses Risiko zu minimieren und unseren Bienen die Möglichkeit zu geben ihr Volk bestmöglich zu verteidigen, verkleineren wir als erste Handlung das Flugloch so dass ein gewaltsames Eindringen in großer Menge nicht mehr möglich ist und die Wächterbienen das kleine Loch besser verteidigen können.

Zweiter Schritt: Ameisensäurebehandlung 

Parallel zum ersten Schritt beginnt die Ameisensäurebehandlung. Zunächst mal ganz allgemein: Die Säure ist ein aus der Natur bekannter Wirkstoff gegen die Varroa-Milbe. Sie wirkt ätzend und ist schwerer als Luft. Deshalb behandelt ihr auch von oben, wodurch sich die verdunstete Säure als Dampf von oben nach unten bewegt und hierdurch die Luft so stark übersäuert, dass die Milben ersticken oder stark beschädigt werden. Da der Zelldeckel der Brut luftdurchlässig ist, wird ebenso die Milbe in der Brut erreicht, was die Behandlung entsprechend erfolgreich macht. Natürlich stellt man sich die Frage, inwiefern die Honigbiene hierbei geschädigt wird. Die allgemeine Literatur beantwortet diese Frage in der Regel damit, dass die Honigbiene wenig empfindlich gegen den Ameisensäuredampf reagiert und es somit zu kaum Nebenwirkungen kommt. 

Warum ist es eigentlich so wichtig, die Bienen zu behandeln und warum solltest ihr nicht allzu lange damit warten?

Zunächst einmal warum? Die Varroa Milde ist das größte Risiko für dein Bienenvolk. Mir selbst sind bereits Bienenvölker erkrankt und ausgezogen, da ich sie zu spät behandelt habe. Die Varroamilbe verbreitet sich zum einen im Volk (sie leben und vermehren sich im Inneren der verdeckelten Brutzellen) sowie über den direkten Kontakt mit Nachbarvölkern; insbesondere auch durch Räuberei. Entsprechend ist es nahezu ausgeschlossen, keine Milben im Volk zu haben. Sobald die Bruttätigkeit ansteigt, steigt parallel ebenso die Milbenanzahl im Volk was wiederum das Volk schwächt (Milben saugen die Bienen nahezu aus.). Je höher die Milbenzahl im Volk desto höher der Milbendruck was wiederrum zwei Folgen mit sich bringt: 1. Geschädigte Bienen verlassen zum Sterben ihr Volk und 2: vermeintlich Gesunde betteln sich bei den Nachbarvölkern ein und verteilen so den Schädling erneut. Beides hat zur Folge, dass ein Volk so stark geschädigt wird, dass es den Winter nicht durchkommen würde oder ihr sogar bereits im Herbst eine leere Beute vorfinden würdet.

Warum solltet ihr nicht allzu lange warten? Versucht die Behandlung so früh wie möglich durchzuführen (um den „Milbendruck“ erst gar nicht zu stark anwachsen zu lassen). So schafft ihr es am besten mit gesunden Völkern in das neue Jahr zu starten😊

Was solltet ihr beachten? 

  • Klar - das Zeug ist ätzend, also schützt euch entsprechend! Nehmt euch hierfür Handschuhe, eine Schutzbrille und vergesst nicht einen Eimer Wasser für den Notfall mit an den Bienenstock zu nehmen, so dass ihr ggf. verschüttete Säure schnell entfernen könnt.
  • Lest die Anleitung und folgt dieser (wir nutzen den Nassenheider Verdunster, dem ebenso eine Anleitung beigelegt wird).
  • Bodenschieber schließen und Flugloch maximal offen: So stellt ihr sicher, dass der Dampf mit notwendiger Konzentration im Stock bleibt, die Bienen jedoch genug Luft zum Ventilieren haben (vergiss nicht den Schieber nach der Behandlung wieder herauszuziehen und das Flugloch einzuengen um die Gefahr der Räuberei zu minimieren)
  • Da wir bei der Honigernte ausschließlich voll verdeckelte Honigwaben entnehmen, bleiben den Bienen in der Regel genug Honigvorräte übrig um kurzfristig (für die Zeit der anstehenden Ameisensäurebehandlung) ohne Tracht auszukommen. Handelt es sich um einen Ableger oder um ein schwächeres Volk, könnt ihr auch erst eine kleine Auffütterung (je nachdem: ca. 3-5 Kilo) vornehmen, so dass die Bienen ohne Probleme bei Trachtlosigkeit durch die erste Ameisensäurebehandlung kommen
  • Das Futter (insbesondere falls ihr Honig in der Beute gelassen habt) ist anschließend natürlich nicht mehr zum Verzehr geeignet (Lediglich als Futterwabe).
  • Wichtig ist es, dass ihr alle bei euch stehenden Völker gleichzeitig behandelt, so dass die Völker gleichermaßen und effektiv von Milben befreit werden und sich somit die Bienen in nicht gegenseitig und nacheinander die Milben zuspielen.
  • Und nochmal: wartet nicht zu lange und startet die Behandlung gleich nach der Honigernte (unter Berücksichtigung einer gewissen Mindestmenge an Futtervorrat).

Kleiner Tipp für den Nassenheider: Die Plastikteile können wiederverwendet werden. Es gibt mittlerweile Anbieter/Onlineshops, welche die Dochte sowie das Vliestuch einzeln anbieten. Hierdurch lässt sich eine Menge Geld sparen.

Sobald ihr die Ameisensäurebehandlung abgeschlossen habt geht es auch schon weiter mit der Wintereinfütterung.

Dritter Schritt: Die Wintereinfütterung

Mittlerweile haben wir Anfang/Mitte August und ihr habt zwei Möglichkeiten: Entweder ihr kauft Flüssigfutter oder rührt selbst Zuckerwasser an (im Verhältnis 3:2 / Wasser:Zucker). Persönlich sind wir dazu übergegangen, das Futter zu kaufen, da es mit viel Aufwand verbunden ist, es anzurühren. Das muss natürlich jede/r für sich entscheiden.

Die Futtermenge unterscheidet sich nach Volkgröße. Wir kommen bei einzargigen Völkern mit ca 15 Kilo Futter ganz gut aus und nehmen 20 Kilo als Richtwert, wenn wir das Volk aufgrund der Größe auf zwei Zargen überwintern lasse. Hierbei berücksichtigen wir natürlich den im Volk gelassenen Honigvorrat entsprechend. Bei der Berechnung des Vorrats gehen wir davon aus, dass bei Deutsch Normal oder Kuntsch Hoch (für unsere Bienenbox) ein volles Rähmchen ca. 2 Kilo schwer ist, so dass sich der Vorrat relativ einfach berechnen lässt.

Wichtig beim Einfüttern ist, dass ihr das Futter nicht komplett einfüttert sondern in Chargen von ca. 5 Kilo pro Fütterung. Warum ist das so? Die Bienen werden versuchen das ganze Futter so schnell wie möglich zu verarbeiten und in die Waben einzuarbeiten. Hierbei kann es passieren, dass das Brutnest zu stark eingeengt wird und schlimmstenfalls die Königin nichts mehr zum Stiften findet. Das wäre natürlich bei der Aufzucht der notwendigen Winterbienen fatal. Schaut entsprechend, dass ihr die Einfütterung bis Mitte/Ende September schrittweise durchführt. Bestenfalls in 3-5 kg Schritten. Später sollte es auf keinen Fall werden, da es kälter wird und die Bienen die flüssige Nahrung nicht mehr annehmen werden.

Wie füttern wir konkret ein – Mittlerweile arbeiten wir mit Futterzargen (super einfach, da das Futter bis auf ein Gitter von den Bienen getrennt ist und beim Füttern keine Bienen auffliegen), Futterrähmchen (hier nehmen wir das Rähmen vor dem Auffüllen raus um nicht groß attackiert zu werden) oder normalen Schüsseln, welche wir mit Flüssigfutter auffüllen. Achtet aber bei den Futterrähmchen oder beim Behältnis darauf, dass ihr Gras oder ähnliches mit dazu packt, so dass die Bienen auch eine Fläche haben, von der aus sie das Futter aufnehmen können. Tatsächlich nehmen wir hierfür grobe Grasbüschel und Äste die herum liegen und keine Korken. Mit Korken haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese so stark verkleben, so dass sie nicht schwimmen, sondern gesammelt an der Innenwand festkleben, so dass die Bienen keinerlei Fläche zum Aufsitzen haben. 

Vierter Schritt: Die zweite Ameisensäurebehandlung

Da Imker und Imkerinnen die Ameisensäurebehandlung ganz unterschiedlich durchführen (ja, es gibt Imker die diese vergessen oder natürlich zu einem späteren Zeitpunkt durchführen) kommt es ganz unweigerlich dazu, dass sich im Juli und August die Milbenanzahl erneut und überproportional schnell wieder erhöht. Entsprechend führen wir im September eine zweite Ameisensäurebehandlung durch. Diese könnt ihr zwischen der vorletzten und letzten Fütterung durchführen, so dass ihr den Milbenbestand bestmöglich minimiert. Auch hier folgt ihr am besten der direkten Anleitung, wobei ihr meist mit weniger Säure (als bei der ersten Behandlung) arbeitet um die Bienen nicht unnötig zu strapazieren.

Ende September solltet ihr mit beidem fertig sein, sodass die Bienen eingefüttert und behandelt sind. Jetzt kannst du die Bienen erst einmal in Ruhe lassen, beobachten und wenn möglich ungestört ihr Ding machen lassen.

Fünfter und letzter Schritt: Die Oxalsäurebehandlung

Witziger Weise hatten wir vor der Oxalsäurebehandlung am meisten Respekt. Wenn ihr es dann aber einmal gemacht habt, ist die Angst davor relativ schnell vorbei… Klar – der Respekt ist immer noch da, aber was ihr wissen müsst: Die ganze Prozedur (wenn ihr sie denn gut vorbereitet habt) dauert nicht einmal 5 Minuten.

Was müsst ihr hierfür wissen? Im Wesentlichen geht es darum, die Bienen in der brutfreien Zeit nochmals gegen die Varroa zu behandeln um das Volk so gut wie möglich milbenfrei zu bekommen.

Da die Oxalsäure – anders als bei der Ameisensäure – nicht in den verdeckelten Brutwaben wirkt, ist es wichtig, dass das Volk möglichst brutfrei ist. Das ermittelt ihr hierbei nicht durch eine normale Durchsicht (klar, es ist zu kalt!) sondern wartest in der Regel auf den ersten Frost. Die Königin wird mit Beginn des ersten Frostes eine Brutpause einlegen, so dass ihr davon ausgehen könnt, dass die letzte Jungbiene spätestens nach 21 Tagen geschlüpft ist. 

Die Behandlung selbst sollte spätestens zum 31.12 abgeschlossen sein, um die kommende Honigernte nicht zu beeinflussen. Da die letzten Winter doch recht mild waren kann es durchaus vorkommen, dass die Temperaturen doch recht mild bleiben. Dennoch solltest ihr die Behandlung durchführen um eure Bienen bestmöglich von der Varroa zu befreien. Ihr könnt davon ausgehen, dass das Brutnest, falls es denn angelegt wurde, relativ klein sein wird, so dass ihr einen Effekt haben werdet. Nochmal: Wichtig ist hierbei spätestens Ende Dezember (auch bei einem milden Winter) die Behandlung durchgeführt zu haben.

Wie führen wir die Behandlung durch? Mittlerweile könnt ihr Oxalsäure für eure Bienenbehandlung bei allen möglichen Plattformen im Internet als fertiges Produkt zum Anmischen kaufen. Achtet auch hier auf die Anleitung und führt die Behandlung Schritt für Schritt nach Anleitung durch. In der Regel werdet ihr neben der Säure eine Spritze sowie eine Zuckerlösung erhalten, welche ihr anmischen könnt. Je nach Volkgröße (keine Sorge: in der Anleitung wird ebenso die Menge beschrieben) beträufelt ihr dann bei der Behandlung eure besetzten Wabengassen, so dass die Bienen anschließend die Säure untereinander verteilen werden. 

Bitte berücksichtigt hierbei auch die Außentemperatur (perfekt so um die 2-5 Grad), so dass ihr nicht bei -20 Grad die Box aufreißt und die Bienen sofort durchkühlen und die Box nicht mehr erwärmt bekommen.

Vergesst auch hier bitte nicht die Schutzkleidung und habt einen Eimer mit Wasser parat, so dass ihr bestens vorbereitet seid, falls mal irgendetwas daneben gehen sollte. Das schöne ist, dass ihr hierfür keinerlei Waben ziehen müsst sondern lediglich die besetzten Wabengassen berücksichtigt. Wie oben beschrieben – das sollte nur wenige Minuten dauern.

So, wenn jetzt die Box wieder zu ist könnt ihr euch sicher sein, alles Mögliche getan zu haben, so dass euerVolk gut durch den Winter kommen wird und fit in den Frühling starten kann.

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